Artikel von Fabienne Glatthard, Vorstandsmitglied Sport – The Bridge
Liebe Interessierte
In Bern wurde am 1. November unter der Trägerschaft von Sport – The Bridge (STB) das Begegnungsspiel Ethnopoly ausgetragen – bereits zum fünften Mal! Seit 2005 wird die Stadt Bern im zweijähren Rhythmus zum Spielplatz für Jugendliche, die unter dem Motto „interkulturelle Begegnungen mit Spass“ in andere Lebenswelten eintauchen. Bei dieser bisher grössten Ausgabe des Spiels konnten rund 470 Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse verschiedene Facetten von Migration und unserer vielseitigen Gesellschaft kennen lernen.
So kostete beispielsweise eine Vierergruppe im Restaurant Namaste indische Gewürze und erfuhr, warum die Besitzer seit mehreren Jahren in der Schweiz leben. Oder sie hörten von der Sehnsucht eines syrischen Flüchtlings nach dessen Familie und den Schwierigkeiten, mit seinen Angehörigen in Kontakt zu treten. Insgesamt 80 Menschen aus 45 verschiedenen Nationen sowie zahlreiche Organisationen, die im Bereich der Migration tätig sind, erzählten vielfältige Geschichten aus ihren individuellen Erlebniswelten in der Schweiz (Bundesamt für Migration, Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen, Team Sauber Bern und viele mehr).
STB ist stolz auf die erreichte Kontinuität, die langjährigen Partnerschaften mit Sponsoren, die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und vor allem auf das fortwährende Interesse aller Beteiligten, beim Spiel mitzumachen und somit an einer friedlichen, vorurteilsfreien Gesellschaft mitzuwirken. Auch dieses Jahr haben zahlreiche ehrenamtlich Engagierte Ethnopoly ermöglicht, denen an dieser Stelle herzlich gedankt werden soll.All diese sogenannten Posten (Privatpersonen und Organisationen) haben sich einen Tag Zeit genommen, in persönlichen Gesprächen von ihren individuellen Erfahrungen in der Schweiz zu berichten. Die Motivation, seine persönliche Geschichte mit Jugendlichen zu teilen, führt ein junger Somalier folgendermassen aus: „Ich bin mehr als nur meine schwarze Hautfarbe und ich bin mehr als ein Flüchtling aus einem Ewig-Kriegsland, ich bin ein Mensch mit einer bunten Geschichte, mit einem harten Arbeitsalltag, mit Reiseerfahrung und unzähligen Träumen. Ich möchte den Menschen erzählen, wer ich sonst noch bin. Deshalb stelle ich mich den neugierigen Fragen der Jugendlichen.“ Ein Schüler sagte beim Abschluss auf dem Waisenhausplatz, er habe noch nie in so kurzer Zeit so viele überraschende Momente erlebt, wie an diesem Ethnopolytag. Ich hoffe, dass diese Überraschungsmomente nachklingen und mindestens kurzzeitig zum Nachdenken über sich selber und den Umgang mit Menschen führen.
Ethnopoly – ich habe 2009 und 2011 im Projektteam mitgearbeitet – führte mich zu STB und hat mich veranlasst, seit Mai dieses Jahres im Vorstand mitzuwirken. Als Vorstandsmitglied bin ich für die Schweizer Projekte von STB mitverantwortlich. Diese Tätigkeit ist für mich eine Selbstverständlichkeit, denn als Sozialanthropologin und als Mitarbeiterin im Bereich Asyl des Bundesamts für Migration setze ich mich mit der Vielfalt unserer Gesellschaft alltäglich auseinander und bin entschlossen, einen konkreten Beitrag zum friedlichen Zusammenleben zu leisten. Mit Hinblick auf die Chancen und Herausforderungen, die eine vielfältige Gesellschaft mit sich bringt, öffnet STB im Bereich der Schweizer Projekte Türen für den zwischenmenschlichen und interkulturellen Austausch, die im herkömmlichen Alltag häufig geschlossen bleiben.
Mehr Eindrücke vom diesjährigen Ethnopoly-Tag (Alle Bilder von Daphna Paz):