Danielas Projekt bei Sport – The Bridge in Addis Abeba

Hallo zusammen, ich bin Daniela und es wird Zeit, dass ich mich hier mal zu Wort melde.
Zurzeit arbeite ich als Trainee im Programm „Sport Builds Brigdges“ Ethiopia. Hier erfahre ich die verschiedenen Bereiche des Programms für die Reintegration von Strassenkindern Addis Abbabas. Einerseits bei der Arbeit mit den Kindern im Hauptprogramm, von denen viele zurzeit auf der Strasse leben und mit den Family-Workers auf die eine Lösung zur Integration in ihrer Familie hinarbeiten. Anderseits bei der Arbeit mit den ehemaligen Strassenkinder, die im Clubsystem-Programm aufgenommen werden, um sie und ihre Familien zu begleiten und eine erfolgreiche und nachhaltige Integration zu unterstützen. Für die Integration der Strassenkinder im Hauptprogramm sind viele Gespräche mit den Kindern über ihre Familie, über die Probleme zu Hause und ihre Wünsche für die Zukunft nötig, als auch Gespräche mit den Familien selbst. Manche Eltern sind kooperativ und freuen sich von ihren Kindern zu hören, wie beispielsweise im Falle der Mutter zweier Brüder, die ihr Zuhause ca. 200 km von Addis Abeba entfernt verlassen haben. Die alleinstehende Mutter arbeitet viel und ist wenig Zuhause, um sich um ihre beiden Söhne zu kümmern. Der ältere der beiden verliess das Zuhause als erster und machte sich auf den Weg in die Hauptstatt. Nach zwei Monaten folgte der jüngere, um nach seinem grossen Bruder zu suchen. Wiedervereint schliefen die zwei zusammen ihn der Nahe des Stadiums, wo sie von STB aufgefunden wurden. Als die zurück nach Hause gebracht werden, weint die Mutter vor Freude. Jedoch ist die Willkommensfreude der Familien nicht bei allen Kindern so gross. Die Arbeit der Family-Integration-Worker gestaltet sich somit manchmal sehr schwierig und die Überzeugungsarbeit mit den Eitern, damit diese im Interesse ihrer Kinder handeln und für diese Verantwortung übernehmen, kostet viel Zeit und Geduld.
Einige Kinder im Hauptprogramm wurden im Laufe des Programmjahres bereits in ihre Familie integriert. Für integrierte Kinder vom Land, wie die beiden Brüder, und von anderen Städten des Landes endet an diesem Punkt die Teilnahme am täglichen STB Programm. Kinder, welche in Addis integriert werden nehmen, wenn die Eltern einverstanden sind, weiterhin am Hauptprogramm teil bis sie im neuen Schuljahr im September wieder eingeschult werden können.
Der zweite Teil der Integration findet in den öffentlichen Primarschulen statt. Entgegen meiner Erwartungen fallen “unsere” ehemaligen Strassenkinder, die mit Hilfe des STB Programms in ihren Familien integriert wurden in der Menge der Schüler der staatlichen Schulen auf den ersten Blick nicht besonders auf. Hier kennzeichnen die zu knappe Ressourcen der Familien die ausgetragene Schuluniform beinahe aller Kinder mit Löcher und Flecken. Der markante Unterschied ist weniger visuell sondern an der Verhaltensweise der Kinder erkennbar. Die integrierten Strassenkinder sind von ihrem zurückgelassenen Leben auf der Strasse geprägt. Wie man miteinander umgeht, die Sprache und Ausdrucksweise, eine geordneten Tagestruktur zu folgen, sich an Regeln zu halten, regelmässiges und pünktliches Erscheinen – all dies sind Werte und Verhaltensweisen welche auf welche sie während dem sie auf der Strasse leben in STB mit Hilfe der Sportpädagogik geübt werden.
Es ist jedoch sehr schwierig für die Kinder ihr Leben auf der Strasse ganz hinter sich zu lassen und auch Anschluss an den Schulstoff zu finden. Einige der Kinder waren bereits eingeschult und haben teilweise einige Jahre mehr oder weniger die Schule besucht, sind aber spätestens seit sie auf der Strasse leben nicht mehr an einer Schule. Andere, vor allem jüngere Kinder, waren noch gar nie in der Schule. Um den Schritt zurück in die Schule zu erleichtern, hat STB seit dem letzten Jahr für die Strassenkinder ein Literacy-Programm neben dem Sportprogramm während des ganzen Jahres eingeführt. So können die Kinder nicht nur daran erinnert werden, was sie in der Schule mal gesehen haben, sondern auch neue Sachen dazulernen. Das STB-Staff lehrt den Kindern Amharisch, Mathematik und Englisch mit dem Ziel, dass im Oktober (wieder)-eingeschult werden können. Daneben stehen auch Malen und Gesundheitserziehung, welche sie über Hygiene, Risiken und Krankheiten aufklärt, auf dem Stundenplan des Literacy-Programm.
Dennoch stellt für die bereits integrierten Kinder, welche im Club-System Programm der regelmässige Schulbesuch eine grosse Herausforderung dar. Zum einen sind sie auf der Seite der Familie verpflichtet, helfen Zuhause mit und arbeiten beispielsweise als Taxibegleiter, als Träger auf dem Markt oder sammeln Metall, um ihr schmales Einkommen zu verbessern. Zum anderen kommen die schulische Gegebenheiten und die Athmosphäre dem Interessen der Kinder wenig entgegen. Ab der ersten Klasse besuchen sie strickt nach Schulfächern getrennten Unterricht, welcher hauptsächlich in Form von Frontalunterricht abgehalten wird. Integrativer und themenorientierter Unterricht ist hier nicht üblich. Jeden Morgen sind für die Schüler erstmal drei einander anschliessende solcher Lektionen angesagt, bevor sie endlich in die Pause dürfen. Stillsitzen, zuhören und repetieren ist der einzig angebotene Weg zum Schulerfolg. Da wundert es mich wenig, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und beim zu lernenden Schulstoff zu bleiben. Die Schule wird als mühsam empfunden und der Schulstoff ist mit negativen Emotionen verbunden. Insbesondere das Stillsitzen fällt den Kindern schwer, waren sie doch in ihrem Leben als Strassenkinder immer in Bewegung und frei unterwegs wohin sie der Tag gerade hintrieb. Die Gestaltung des Unterrichts und die Betreuung des einzelnen Schüler seitens der Lehrer ist wegen der riesigen Klassen (in einer Klasse sind 70 und mehr Schüler!) schwer bis unmöglich. Viele von ihnen haben den Faden längst verloren, ohne dass es gross auffällt. Mit der fehlenden Freude am Lernen, Frustration wegen der Misserfolge wahrend des Schulunterrichts schwindet auch das Interesse und die regelmässige Anwesenheit der Schüler, sie gehen Arbeiten oder weilen auf der Strasse, um vor der Frustration und Langeweile im Schulzimmer zu fliehen. Dies wirkt sich wiederum negativ auf ihre Schulleistung aus. Bei den Lehrern stossen sie mit ihrer Absenz und auffälligen Verhaltensweisen oftmals auf Unverständnis. Sie brauchen dringend Unterstützung, welche ihre Eltern ihnen nicht geben können, da diese meist gar keine Schulbildung haben. Das Familiendepartement von STB arbeitet nicht nur mit den Familien sondern besucht wöchentlich die Schulen der Kinder um deren Präsenz zu ueberprüfen und den Kontakt mit den Lehrern zu suchen. Den ehemaligen Strassenkindern wird im Rahmen des Club-System neben dem Sportprogramm zusätzlich die Möglichkeit geboten, nach der Schule zu STB zu kommen und in der dafür eingerichteten Bibliothek selbständig ihre Hausaufgaben zu erledigen, und zu lernen. Sie können bei Fragen den anwesenden Lehrer zu Hilfe bitten. Dieses Angebot wird rege genutzt, wenn sie kein Sporttraining haben, sind meist über 20 Kinder anwesend, jedoch ist die Konzentration nach einem langen Schultag oft nicht sehr gross und die Effektivität der investierten Zeit gering.
Mein persönliches Projekt setzt an diesem Punkt an, den Kindern, welche das Bibliothek nach der Schule wird Angeboten, sie in ihrem Lernprozess zu unterstützen um ihre Schulleistung in den Grundfächern Amharisch, Englisch und Mathematik zu verbessern. Die Kinder sind ausnahmslos am Projekt interessiert zurzeit haben 32 Kinder sich freiwillig an individuellen Tests in den drei Fächern unterzogen um ihre persönlichen Schwierigkeiten herauszufinden. Diese Kinder wurden anschliessend gemäss ihren Schwierigkeiten und Stärken in Lerngruppen eingeteilt, damit sie einander gegenseitig trainieren und verpassten Stoff aufholen können. Und nun geht’s ans Lernen, die Kinder sind gefragt ihre eigenen realistischen Ziele gemäss ihren Bedürfnissen für die Schule als auch ihren Interessen festzulegen, und zu überlegen wie sie daraufhin arbeiten können. Die Kinder sollten Raum haben ihren Lernprozess zu reflektieren und zu merken wie sie eine Sache am besten begreifen und anwenden können. Somit soll das Lernen zu einem neuen Erlebnis werden, dem keine fixen Grenzen gesetzt sind und durch welches gleichzeitig Kreativität und die Solidarität in der Gruppe gfördert wird. Aus STB-Ethiopia: Daniela Weber.

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