Heute war wieder ein typischer Tag in Afrika. Als ich am Morgen zur Arbeit kam hatte einer der Strassenjungen fast 40 Grad Fieber und wirkte deutlich dehydriert. Ebenfalls klagte er über Durchfall. Ich beschloss sofort mit ihm in die Klinik zu gehen. Dort warteten wir erstmal eine Stunde. In der zwischen Zeit schickte mir die „Sister“ (die lokale Pflegefachfrau bei STB) noch eine Jungen in die Klinik mit einem Zettel auf dem stand: Dieser Junge hat Schluckbeschwerden, entzündete Mandeln. Ich verbrachte fast drei Stunden in der Klinik, verliess die Klink am Schluss jedoch mit Verordnungen und klaren Diagnosen. Die erste Diagnose lautete Lungenentzündung, Spulwurmbefall und sonstige Darminfektion, die zweite ganz einfach eine Mandelentzündung.
Alles läuft anders hier in Addis Ababa. Unterdessen arbeite ich seit 5 Wochen im Auftrag des Lindenhofspitals für die NGO „ Sport – The Bridge“. Ich arbeite eng mit der Sister zusammen, da ich auf Grund der eingeschränkten „Kommunikation“ (die meisten Strassenkinder können fast kein Englisch) oft ihre Hilfe brauche. Unsere Aufgaben sind die Körperhygiene, „First Aid“ leisten, Wundverbände anlegen, mit kranken Kinder für Abklärungen in die Klinik gehen, Gesundheitsaufklärung und die Abgabe von verordneten Medikamenten und Injektionen.
Bald mal musste ich feststellen, dass viele Kinder, diverse gesundheitliche Belangen vortäuschen um Aufmerksamkeit und Zuneigung zu erhalten. Aus diesem Grund haben die Sister und ich nun unsere Zusammenarbeit mit dem internen Psychologen vertieft. Wenn ein Kind mehrmals täglich mit kleinen Belangen zu uns kommt und wir keine Symptome feststellen können, involvieren wir den Psychologen. Oft hilft ein Gespräch um die wirklichen Gründe der Kinder zu erfahren und gezielt Unterstützung bieten zu können. Zum Beispiel klagte ein Junge stets über Kopfschmerzen. Der Grund war schlussendlich, dass er in der Nacht Angst hatte, alleine zu sein und deshalb fast nicht schlief. Inzwischen lebt der Junge wieder bei seiner Familie und die Kopfschmerzen sind verschwunden.
Einige der Kinder haben grössere Wunden (Bisswunden, Brandwunden, Wunden durch einen Verkehrsunfall etc.). Da für die Kinder der Sport oft wichtiger ist als ihre Gesundheit, vergessen sie oft für die Wundverbände vorbei zu kommen. Aus diesem Grund haben mir nun angefangen, Listen mit den Namen der Kinder zu schreiben, die grösser Wunden haben. Somit können die Sportlehrer sie zu uns schicken und wir können eine nachhaltige Betreuung garantieren. Die Hygiene in der Klink einzuhalten ist schwierig, da sie neben der Küche und der Toilette liegt und viele Menschen ein und ausgehen. Aber wir versuchen unser bestes.
Ich werde noch acht Wochen in Addis Ababa sein und freue mich auf die weitere Arbeit bei Sport – The Bridge.
Der Bericht wurde von Eliane geschrieben, sie arbeitet im Lindenhofspital in Bern und absolviert einen Facheinsatz im Health Department bei Sport – The Bridge Äthiopien.