Vor vier Wochen sind wir aus der Schweiz nach Addis Ababa gekommen und in die Welt von Sport-The Bridge eingetaucht. Wir haben in dieser kurzen Zeit bereits einen guten Einblick in den Tagesablauf und in die allgemeine Arbeit der engagierten Mitarbeiter hier bekommen. Auch sind wir schon seit dem ersten Tag auf dem Compound in Kontakt mit den Kindern, welche im Moment am KRAFT-Programm von STB teilnehmen. Über das Leben derjenigen Kinder, welche an unseren eigenen kleinen Projekten teilnehmen, wissen wir auch bereits einiges. Die Neugierde wurde jedoch immer grösser auch zu erfahren, was mit den Jungen und Mädchen in der nahen Zukunft, nach dem ersten intensiven Jahr bei STB, geschieht. Von Mitarbeitern haben wir schon viele Berichte gehört, über Erfolgserlebnisse bis hin zu Rückschlägen. Doch wollten wir auch persönlich mit einem Kind über seine Zeit im Projekt sprechen, hören was es aus seiner Perspektive heraus über das Projekt denkt und davon mitgenommen hat. So ist, mit Hilfe der STB-Mitarbeiter, dieses kurze Interview mit einem Jungen zu Stande gekommen, welcher sehr erfolgreich in die Familie und die Schule reintegriert wurde.
Alemu
Alter: 14
Eintrittsjahr STB: 2007
Ausbildung: Tschaychora, Grade 7
Hobbies: Fussball
Jetzige Wohnsituation: Bei seiner Tante in Shiromeda, Addis Ababa
Wie lange und aus welchen Gründen hast Du auf der Strasse gelebt?
Ich habe etwa zwei Jahre auf der Strasse gelebt. Ich bin von zu Hause weggelaufen, weil ich viel Streit mit meinem Vater hatte und nicht mehr mit ihm unter einem Dach leben wollte.
Wie hat Dein Tagesablauf ausgesehen als Du auf der Strasse gelebt hast?
Ich habe verschiedene kleine Arbeiten übernommen, um etwas Geld zu verdienen. Auf dem Gemüsemarkt in der Nähe der Piazza habe ich beispielsweise geholfen Gepäck zu tragen. Am Abend ging ich jeweils nach Shiromeda zurück, dort schlief ich oft zusammen mit Freunden in Videohäusern.
Wie bist Du zu STB gekommen?
Zuerst hab ich ein paar Freunde gesehen, wie sie auf den Compound von Sport-The Bridge gegangen sind. Später hab ich diese dann in der Nähe der Piazza wieder gesehen. Alle waren sauber gewaschen und haben gut ausgesehen. Sie haben mir von Sport-The Bridge erzählt und dann hab ich mich entschieden, am nächsten Tag auch dort hin zu gehen. Ich habe dann mit den Lehrern hier gesprochen und die haben gesagt, ich dürfe auch kommen.
Inwiefern hast Du von STB profitiert? Was hast Du gelernt?
Die Mitarbeiter von STB haben mit mir über das Leben auf der Strasse gesprochen und mir erklärt, warum dies nicht gut für mich ist. Die Leute vom Familiendepartement haben Kontakt mit meiner Familie aufgenommen und dafür gesorgt, dass ich wieder ein Zuhause habe und auch wieder in die Schule gehen kann. Zudem habe ich bei STB auch viel über Sport gelernt.
Was hat Dir am Projekt besonders gut gefallen?
Am meisten mochte ich das Fussballspielen.
Und was mochtest du weniger?
Nichts, ich habe alles gern gemacht.
Auch Füsse und Kleiderwaschen?
(scheues Lachen) Ja, ich mochte auch das. Ich bin jeden Tag gerne auf den Compound gekommen.
Haben Du und Deine Familie heute noch Kontakt zu STB? Wenn ja, wie sieht dieser Kontakt aus?
Ja, meine Tante kommt zweimal im Monat für ein Gespräch vorbei. Ich selbst komme sechs Mal pro Woche hierher. Dreimal um Fussball zu spielen und dreimal für Nachhilfeunterricht.
Wie sieht Dein Tagesablauf heute aus?
Ich gehe jeden Morgen und Nachmittag in die Schule. Für das Mittagessen gehe ich jeweils nach Hause. Und am Abend nach der Schule komme ich hierher auf den Compound.