Informationsveranstaltung von Sport – The Bridge

Lyliana und Fikirte, die Programmmanagerinnen des Projekts «Äthiopien – Sport baut Brücken» haben am 28.4.2015 als Teil ihres 10-tägigen Aufenthalts in der Schweiz an einem Infoanlass im Goju Kan in Bern über ihre Arbeit vor Ort in Addis Abeba berichtet. Viele Interessierte haben den Weg ins Goju Kan gefunden und aufmerksam ihren Ausführungen gelauscht.

In Äthiopien gibt es zwischen 100’000 und 200’000 Strassenkinder, zirka 50’000 bis 60’000 davon leben in Addis Abeba. Etwa 70% dieser Kinder stammen von ausserhalb von Addis Abeba. Sie tauschen ihr Zuhause meistens aus Armutsgründen, wegen Drogenmissbrauch oder sexuellem Missbrauch gegen das Leben auf der Strasse aus. In Addis Abeba kümmern sich 4 NGOs um die Probleme der Strassenkinder. Nur Sport – The Bridge arbeitet mit einem sportpädagogischen Ansatz, anhand dessen sie den Kindern soziale Fertigkeiten beibringen, die sie brauchen, um sich in die Schule und die Familie zu reintegrieren. Dies ist auch einer der Punkte, weshalb Erik Golowin, der Gastgeber an diesem Abend und ein Unterstützer der ersten Stunde, von der Arbeit vor Ort begeistert ist.

Erik Golowin erzählt, warum er STB unterstützt

Die Sportpädagogik begleitet ihn schon das ganze Leben und stellt ebenfalls einen wichtigen Berührungspunkt mit dem Projekt dar. Erik war schon oft in Addis Abeba und ist immer wieder überwältigt von dem Blumenstrauss an Emotionen, den er dort durchlebt. Er betont, dass er von einem Äthiopienbesuch jeweils voller Energie in die Schweiz zurückkehrt. «Ich erhalte dort von den Menschen etwas, das nicht greifbar ist», meint er und berichtet von dem schwierigen Umgang mit der Armut und den schönen Begegungen mit den Menschen und den kulturellen Eigenheiten.

Die Besucherinnen und Besucher nutzen an diesem Abend die Gelegenheit, Fragen an Lyliana und Fikirte zu richten. Diese geben professionell Auskunft über die Rekrutierung der Kinder, die psychologische Betreuung, über den Umgang und die Aufarbeitung von Missbrauch an den Kindern und die Wiedereingliederung in die Familien.

Zudem schildern Lyliana und Fikirte an dem Beispiel von Bruke, wie mit den Kindern gearbeitet wird. Bruke kommt aus Südäthiopien und lebte auf den Strassen von Addis Abeba.

Wenn Bruke am Morgen auf den Compound von Sport – The Bridge kommt, wäscht er sein Gesicht und seine Hände, bevor es Frühstück gibt. Bruke muss sich zuerst wieder daran gewöhnen, Frühstück zu essen, weil er das gar nicht mehr kennt. Davor spielt er Ping-Pong und Volleyball. Nach dem Frühstück wechselt Bruke seine Strassenkleider gegen Sportkleider und macht sich mit den anderen Kindern und den Sportlehrern auf zum 5 Minuten entfernten Sportplatz. Nach einiger Zeit im Projekt entdeckt das medizinische Team, dass Bruke an Tuberkulose leidet und dringend medizinische Betreuung braucht. Das Team schlägt ihm deshalb vor, die notwendige 8-monatige Behandlung unter der Aufsicht von Sport – The Bridge zu machen und während dieser Zeit das Projekt zu besuchen. Bruke entscheidet sich aber dafür, nach Hause zu seiner Grossmutter zu gehen. Also kontaktieren die Mitarbeitenden seine Grossmutter, das Spital vor Ort und organisieren Brukes Behandlung sowie die Sicherstellung seiner Ernährung und entlassen Bruke in die Obhut seiner Familie.

Hinten: Foto von Bruke mit seiner Grossmutter

Hinten: Foto von Bruke mit seiner Grossmutter

Nach etwa zwei Monaten ist ein Sozialarbeiter von Sport – The Bridge vor Ort, um einen anderen Jungen in seine Familie zu integrieren. Bei diesem Anlass nimmt er die Gelegenheit war, um nach Bruke zu sehen. Er findet heraus, dass Bruke regelmässig Tej trinkt, ein äthiopisches alkoholhaltiges Getränk. Bruke kann aber überzeugt werden, dass das für seine Genesung nicht gut ist. Die Mitarbeitenden von Sport – The Bridge bleiben auch nach diesem Besuch in Kontakt mit Bruke und rufen seine Grossmutter an, um zu erfahren, wie es ihm geht. Bis jetzt scheint sich Bruke gut zu erholen und freut sich über den Erdnussbutter, den er durch Sport – The Bridge kennen- und lieben gelernt hat.

Wir freuen uns sehr, dass Lyliana und Fikirte eine gute und arbeitsintensive Zeit in der Schweiz verbracht haben und nun gut wieder zu Hause angekommen sind.

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