green, green, green

Erstaunlicherweise ist Addis Abeba eine ziemlich grüne Stadt. Es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, aber sobald man einige Schritte von den staubigen Hauptstrassen wegmacht, trifft man z.B. auf den allgegenwärtigen Eukalyptus Baum, sowie auf Palmen, Orchideen und andere exotische Pflanzen. Die Stadt liegt ausserdem eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft, welche um diese Jahreszeit (nach der Regensaison) in verschiedenen Grüntönen erscheint. Tatsächlich erinnert mich die Landschaft etwas an schweizer Hügelketten, denn auch hier sind die grünen Hügel mit bunten Feldern gespickt, auf denen verschiedene Gemüsesorten angebaut werden. So sieht es jedenfalls momentan aus, denn schon bald wird die intensive Sonne der Landschaft eine andere Erscheinung einbrennen.

Nach mehreren Wochen in der Stadt haben wir einen Ausflug zum Mount Wenchi unternommen. Dieser erloschene Vulkan beherbergt einen See, welcher zusammen mit der Kraterlandschaft eine einmalige Atmosphäre schafft. Auch hier ist nach der Regensaison alles unglaublich grün und das Wasser klar. Eine willkommene Abwechslung zur staubigen Stadtluft. Dass die Reise zum Krater anscheinend eine beliebte Touristenattraktion ist, wird schnell klar, da sämtlich Kinder auf dem Land uns konstant um Kugelschreiber bitten. Ich gewöhne mich schnell an meinen neuen Übernahmen „Mr. Pen“ (da mir die Kinder ständig „Mister! Pen!“ nachrufen). Der Ausflug war jedoch sehr entspannend und hat uns (endlich) auch die wunderschöne Landschaft des äthiopischen Hochplateaus nähergebracht.

Zurück bei Sport-the Bridge in Addis haben die Projekte von Gaby und mir beide bereits die wichtigste Phase erreicht: Umsetzung. Viele schöne Ideen sind gut, jedoch zählt am Ende die Umsetzung und das dabei mit den Kindern Erreichte – oft eine etwas andere Geschichte.
Auf der Strasse leben die Kinder unter sehr unsicheren, ständig ändernden und stressigen Umständen. Sie sind daher in einem Zustand der Rastlosigkeit, wenn sie zu STB kommen und wissen oft gar nicht mehr wie es ist, konzentriert und ruhig auf einem Stuhl zu sitzen. Entsprechend schwierig ist es für sie, eine Klassenzimmer-Atmosphäre zu akzeptieren und beizubehalten. Wird eine Arbeit begonnen, werden sie schon nach wenigen Minuten sehr unruhig und sehnen sich nach Bewegung.
Dies ist eines der Hindernisse, welche wir in unseren Projekten ansprechen und meistern müssen. Als Entschädigung erhalten wir dafür wichtige und spannende Erfahrungen und am Ende eines grossen Lernprozesses vielleicht einige Erkenntnisse, wie in einem schwierigen Arbeitsumfeld aus einer Idee auch tatsächlich ein umgesetztes Projekt entsteht.

In unserer Wohnung wird die Küche rege genutzt. Zwar könnte man das Nachtessen durchaus jeden Abend in einem Restaurant geniessen (Hauptgang je nach Restaurant Standard CHF 1 – 5.-), aber in unserer Nähe ist die Auswahl eher begrenzt und zudem schätze ich die beruhigende und gemütliche Seite des Kochens sehr. Die Preise für die lokalen Lebensmittel sind aufgrund starker Inflation und Dürre im Süden des Landes ständig am steigen. Für schweizer Verhältnisse bewegen sich die Kilopreise für Kartoffeln, Tomaten und Bananen zwar auf einem extrem tiefen Niveau (zwischen CHF 0.30 bis 1.-), der lokalen Bevölkerung macht der starke Anstieg der Preise jedoch sehr zu schaffen. Immerhin ist die Verfügbarkeit der Lebensmittel in der Hauptstadt nach wie vor sehr gut und zu europäischen Preisen sind sogar sehr viele ausländische Produkte erhältlich (z.B. Nutella oder holländische Mayonnaise).

Liebe Grüsse aus Addis
Jonathan

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