November Newsletter Sport – The Bridge

Im dritten und somit letzten Newsletter dieses Jahres erzählen zwei Mitarbeiter aus dem Programm „Äthiopien – Sport baut Brücken“ über aktuelle Erlebnisse von ihrer Arbeit bei Sport – The Bridge. In einem zweiten Teil rufen wir alle Interessierten dazu auf, im Rahmen von Sport – The Bridge Schweiz ein neues Projekt aufzuziehen. Kreativen Ideen und konkreten Umsetzungsvorstellungen sind hierbei keine Grenzen gesetzt (mehr Infos auf Seite 4 im Newsletter). Weiter informieren wir über das diesjährige Weihnachtsessen, welches einen Tag nach der äthiopischen Weihnacht stattfindet, am 8. Januar 2013. Wir freuen uns über alle neu- und altbekannten Gesichter, die zu Beginn des neuen Jahres den Weg zum Restaurant “Injera” in der Längasse finden!

Viel Spass beim Lesen des Newsletters!

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English Description:

In the third and last newsletter in 2012 Yonas Mindaye and Behailu Jemal, two staff-members of Sport – The Bridge in Ethiopia, tell us about their recent experiences and activities within the program. Both articles are written in English (you find them on page 2 and 3 in the attached document below).

Have fun reading!

 

Newsletter-Download: NL_STB_November_3-12

Ausnahmezustand

Die Kinder der Welt spielen gerne Fussball. Das ist nicht anders oder besser gesagt noch ausgeprägter hier in Äthiopien. Die Strassenkinder lieben es, Fussball zu spielen, sich auszutoben, eine Möglichkeit zu haben, in die Welt des Sports einzutauchen. Es ist wohl ein entscheidender Grund, weshalb sie den Weg von der Strasse zu Sport – The Bridge finden.
Doch die letzten zwei Wochen war an Fussballspielen nicht zu denken. Der Manager des Fussballplatzes Janmeda, den Sport – The Bridge seit der Gründung benutzt, hatte entschieden, dass der Platz vorübergehend geschlossen würde. Einen Grund dafür gab es nicht, oder er ist nicht bekannt. Nun war es an Lilyana und Addisu den Manager zu überzeugen, dass der Sportplatz wirklich gebraucht wird und ein Herzstück des gesamten Projekts ist. Zum Glück stand das Sportdepartement der Regierung immer hinter Sport – The Bridge. Doch es war schwierig, Termine für Sitzungen zu finden und genau durchzublicken, was eigentlich hinter dem Verbot steckte. Für eine Woche wurde der auch der Platz um das Sport – The Bridge-Haus geschlossen, da es für die Mitarbeitenden aus gesundheitlichen Aspekten heraus schwierig war, mit den Kindern auf dem Platz um das Haus zu sein, ohne dass diese duschen oder ihre Kleider waschen könnten.
In Woche zwei war es an den Mitarbeitenden, eine Lösung für den Ausnahmezustand zu finden und diese Aufgabe wurde bravourös gelöst. Mit dem aus der Schweiz mitgebrachten Kartenspiel UNO konnten die Kinder begeistert werden und auch sonstige Spiele und improvisierter Unterricht für alle boten Abwechslung.

Nach dem Mittagessen mussten die Kinder jedoch gehen, da der Platz zum Spielen für eine längere Zeit zu klein ist. Das hiess also: früher als gewohnt wieder zurück auf die Strasse.
Letzten Freitag wurde dann eine Talentshow für die Kinder organisiert. Der sprühende Elan, die Lebensfreude und die Durchsetzungsfähigkeit der Kinder kamen bei dieser Show fast noch besser zum Ausdruck als beim Fussballspielen. Sie tanzten, sangen, erzählten Geschichten und Witze und lachten sehr viel. In ihnen stecken viele Talente, die unbedingt zu fördern sind und auf der Strasse verkümmern. Auch zu Beginn der neuen Woche konnten die Kinder noch nicht auf den Fussballplatz. Kleider und Körper waschen musste nun aber an die Hand genommen werden und so wurden Wäscheleinen aufgehängt und Wasser aufgefüllt. Die Kinder wuschen ihre Kleider und sich mit grossem Elan. Heute kam dann die erlösenden Nachricht: Janmeda ist wieder zugänglich! Die Kinder jauchzten, stritten sich um die Trainingskleider und rannten los.
Für uns als PraktikantInnen waren diese zwei Wochen auch anders als erwartet. Mit unseren Projekten sind wir nur langsam in die Gänge gekommen und haben gerne dort geholfen, wo Hilfe gebraucht wurde, zum Beispiel beim Bauen eines Gestells, in dem die dreckigen Kleider der Kinder verstaut werden können. Wir haben gesehen, was es heisst, geduldig zu sein, Ausdauer zu haben, zu improvisieren, hartnäckig zu sein, immer wieder neuen Mut zu schöpfen und vor allem positiv zu denken. Wir schätzen uns sehr glücklich, mit so einem professionellen Team zu arbeiten und unseren Beitrag für Sport – The Bridge zu leisten. Das Tanzen der Kinder wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, vermutlich sogar länger als das Bild der Kinder beim Fussballspielen.

Aus Addis Abeba Sven und Geraldine